Wie sehr die Art der Bodenbearbeitung Landwirtschaft prägt und zu allen Zeiten geprägt hat, ist bekannt. Weltweit ist zu sehen, welche Evolution es bei den Bearbeitungstechnologien gegeben hat. Von der einfachen hölzernen Pflugschar mit einem Ochsen bis zu hochkomplexen Landmaschinen heutiger Tage reicht die Palette der menschlichen Erfindungen zur Bearbeitung des Ackerbodens.
Die zunehmende Mechanisierung der Landmaschinen mag bewundernswert, effizient und ökonomisch sein. Sie sorgt aber auch für immer stärkere Bodenverdichtung. Sie erfordert immer größere Ackerflächen. Der technische Fortschritt kostet Knicks mit Buschwerk und Baumbeständen. Die in den Knicks lebenden Tierarten werden um ihr Habitat und ihre Nahrungsquellen gebracht. Auf riesigen Ackerflächen werden Monokulturen angelegt.
Wind und Nässe haben dadurch ungehinderten Zugriff auf den Ackerboden. Es kommt zu Bodenerosion und immer stärker überdüngten Kulturpflanzen. Zudem schreitet das Insektensterben mangels Begleitbewuchs fort. Wie stark die intensive Bodenbearbeitung Landwirtschaft und Tierpopulation verändert, ist dramatisch. Die Rückkehr zum leichteren Hoftraktor und zur biologischen Landwirtschaft wäre sinnvoll.
Was versteht man unter Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft?
Was im Gartenbau im Kleinen geschieht, ist in der Landwirtschaft längst hochtechnisiert. Die technischen Geräte werden immer größer und schwerer. Der kleine Hoftraktor weicht gigantischen Zugmaschinen und Schleppern. Deren Cockpit erinnert an Flugzeug-Simulatoren. Bedient werden die Schlepper-Giganten mit Knöpfen und Joysticks. Bordcomputer mit einem oder zwei Monitordisplays sind normale Ausstattungsgegenstände moderner Landmaschinen.
Ein Landwirt verbringt oft ganze Tage auf seinen Landmaschinen. Er kann den Bordcomputer so programmieren, dass der Schlepper mit der angehängten Egge selbstständig seine Bahnen zieht. Der bordeigene Autopilot wird von einem satellitengestützten Navigationssystem (RTK) unterstützt. Die Genauigkeit der Spurrillen ist verblüffend. Die Abweichungen vom programmierten Kurs sind minimal.
Hindernisse erkennt die Maschine aber nicht. Der Landwirt muss gegebenenfalls eingreifen. Der Hoftraktor wird nur noch für die Aussaat und das Düngen genutzt. Der acht Tonnen schwere Schlepper übernimmt alle Transporte und die Bodenbearbeitung der Ackerböden. Dafür können entsprechende Geräte angehängt werden.
Ziele und Folgen der Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft
Alle mechanischen Arbeitsgänge, die in Gartenbau und Landwirtschaft vorgenommen werden, dienen einem Zweck: Der Zustand des Bodens soll optimiert werden. Er soll dem Pflanzenwachstum optimale Bedingungen bieten. Zugleich sollen folgende Ziele verwirklicht werden:
- steinfreie Ackerflächen zu erreichen
- die Befahrbarkeit der Ackerflächen sicherzustellen
- optimale Voraussetzungen für den Pflanzenanbau zu schaffen
- den Wasserhauhalt der Bodenflächen zu optimieren
- tierischen oder pflanzliche Schädlingen vorzubeugen
- Konkurrenz- oder Schadpflanzen zu minimieren
- den Nährstoffgehalt der Böden verbessern
- die Ackerkrume zu vertiefen
- und der Bodenerosion vorzubeugen.
Früher genügte dafür ein einfacher Hoftraktor. An diesen konnte man die Egge, den Grubber oder den Güllehänger ankoppeln. Man konnte ihn zu Transportzwecken und für landwirtschaftliche Arbeiten jeder Art nutzen. Heutzutage sind die verwendeten Geräte deutlich schwerer, größer und effizienter. Es erfordert aber immer höhere Investitionen, diese anzuschaffen. Anschaffungs-, Wartungs- und Reparaturkosten und das erzielbare Einkommen in diesem Beruf stehen in keinem gesunden Verhältnis mehr.
Primärbodenbearbeitung
Als Grundboden- oder Primärbodenbearbeitung werden alle mechanischen Arbeiten bezeichnet, die der Bodenbearbeitung in die Tiefe dienen. Im Gartenbau und in der Landwirtschaft werden dafür verschiedene Geräte verwendet: Spaten, Spatenmaschinen, Fräsen und Pflüge, Grubber und Schwergrubber.
Der Boden wird damit 15 Zentimeter – entspricht der Spatentiefe – bis maximal 35 Zentimeter Tiefe umgewälzt. Anschließend erfolgen die Sekundärbodenbearbeitung und die Aussaat. Da Zeit- und Kosteneinsparungen in der Landwirtschaft immer wichtiger werden, können aber auch beide Arten der Bodenbearbeitung zeitgleich erfolgen. Sie werden zunehmend in einem Arbeitsgang vorgenommen. Die modernen Landmaschinen erlauben das Ankoppeln mehrerer Bearbeitungsgeräte.
Sekundärbodenbearbeitung
Alle Bodenbearbeitungen, die nur oberflächlich bleiben, werden als Sekundärbodenbearbeitung bezeichnet. Hier wird der Boden nur bis zu 10 Zentimeter tief bearbeitet, beispielsweise mit einer Egge. Die Sekundärbodenbearbeitung dient der Saatbett-Vorbereitung. Die Ackerkrume wird dabei feiner zerkrümelt und aufgelockert.
Nach der Aussaat sollen die Keimlinge den lockeren Boden leicht durchstoßen können. Auch die Pflege von Gartenbeeten – beispielsweise durch Harken, Hacken, Jäten und Unkraut-Zupfen im Gartenbau – sind Sekundärbodenbearbeitungen.
Warum werden Ackerböden mechanisch bearbeitet?
Ein Landwirt, der sich nicht mit der Bodenbearbeitung befasst, verfehlt seinen Beruf. Die intensivierte mechanische Bodenbearbeitung hat der Landwirtschaft erst hohe Erträge ermöglicht. Mit ungenügender Bodenbearbeitung Landwirtschaft betreiben zu wollen, kann nicht funktionieren. Eine zu intensive Bodenbearbeitung mit immer größeren Maschinen und Flächen wird aber auch nicht dauerhaft funktionieren.
Die mechanische Bearbeitung von Ackerflächen verbessert die Fruchtbarkeit und die Wachstumsbedingungen für Kulturpflanzen. Der Boden wird ertragsfähiger gemacht. Dazu tragen auch die hochspezialisierten und tonnenschweren Landmaschinen bei. Ackerböden sind jedoch empfindlich. Werden sie im Rahmen der intensiven konventionellen Landwirtschaft gehäuft mit schweren Geräten befahren, beeinflusst das über kurz oder lang die Ertragsfähigkeit und die Bodenfruchtbarkeit.
Risiken bei der Bodenbearbeitung
Dass die intensive Bodenbearbeitung Landwirtschaft verändert, ist die eine Seite. Sie verändert aber mittlerweile auch die Tierpopulationen. Die konventionelle Landschaft steckt seit Langem in der Krise. Das erzielbare Ertragsvolumen kostet einen immer höheren Preis. Zudem beeinflusst die moderne Art der Bodenbearbeitung mit schweren Geräten wie Grubber, Eggen und gigantischen Mähdreschern
- die Bodenstruktur
- die Bodendichte
- die Erosionsneigung
- den erosionsbedingten Nähstoffverlust
- den Wasserhaushalt der Ackerflächen
- sowie die Lebensräume und -bedingungen der Bodenlebewesen.
Bio-Anbau
Längst wechseln viele Landwirte von der konventionellen Landwirtschaft und der Massentierhaltung zum Bio-Anbau. Sie erkennen, dass ihrem Handeln Grenzen gesetzt sind und das große Ganze aus dem Blick geraten ist. Vor allem aber sind die Verbraucher nicht mehr willens, die Exzesse und Folgen der intensiven Bewirtschaftung und der Bodenbearbeitung mit schweren Geräten hinzunehmen.
Gefordert wäre ein schonenderer und standortgerechterer Einsatz der verwendeten Geräte. Nur so könnten die schädlichen Folgen der modernen Bewirtschaftungsweise von Ackerflächen minimiert werden. Das Sterben kleinerer Höfe muss aufhören. Jeder ökologisch denkende Landwirt trägt zum Erhalt der Vielfalt von Flora und Fauna bei. Die Großbauern müssen endlich erkennen, was sie mit ihren Landmaschinen und verfehlten Anbau-Strategien anrichten.
Vor allem aber müsste man in der Politik umdenken. Alles, was bisher in dieser Angelegenheit unternommen und korrigiert wurde, ist zu wenig. Die Verbraucher wollen niedrige Preise, aber beste Qualität. Das funktioniert so nicht.
Die Wahl der richtigen Bearbeitungs-Geräte ist entscheidend
Zwecks Anbau und Pflege von Kulturpflanzen muss die Bearbeitung der Ackerböden auf neue Beine gestellt werden. Andernfalls drohen jedem Landwirt, der damit die Ursachen für Insektensterben, den Verlust der pflanzlichen Artenvielfalt und hohe Belastungen des Klimas legt, Sanktionen.
Das Umdenken muss auf allen Seiten geschehen – und zwar schnell. Viele Maschinen in der Landwirtschaft, die einerseits mehr Effizienz und Ertragsmaximierung bewirken, schaden der Tier- und der Pflanzenwelt sowie dem Klima auf der anderen Seite. Mit dem rasanten Höfesterben und dem zunehmenden Trend zu intensiver Bewirtschaftung, Monokulturen und Massentierzucht haben wir einen Moloch geschaffen.
Klimawandel wirkt sich auf die Ernte aus
Der Klimawandel wird einen Teil der Ernten zunichtemachen. Es kann nicht die alleinige Maßnahme bleiben, immer hitzeresistentere Pflanzen zu entwickeln. Es kann nicht ausreichend sein, halbherzig die Auswirkungen unserer Wirtschaftsweise zu korrigieren, solange wir die Ursachen nicht verändern. Der Blick auf das große Ganze fehlt dem politischen und wirtschaftlichen Handeln an vielen Ecken.
Was folgt daraus? Sollte der gute alte Hoftraktor wieder zu Ehren kommen? Sollten kleinere Höfe, die kleinere Maschinen nutzen könnten, stärker subventioniert werden? Wirtschaften ökologisch betriebene Höfe nicht mit Egge und Grubber ebenso effektiv, erhalten aber die Bodengesundheit und die Artenvielfalt? Können Aussaat und Bodenbearbeitung für den Anbau von Kulturpflanzen mit leichteren Maschinen ebenso effektiv bewältigt werden?
Wenn nicht, sind auch die deutschen Landwirte bald eine aussterbende Spezies. Viele Fragen stellen sich in diesem Zusammenhang. Der Blick auf das große Ganze eröffnet den Blick in komplexe Zusammenhänge. Eine radikale Agrarwende erfordert mutiges politisches Handeln. Im Grunde ist es dafür schon zu spät. Die Umstrukturierung der bisherigen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung ist aber nicht nur kostenintensiv und aufwändig.
Sie wird auch mehrere Jahrzehnte dauern. Sie beinhaltet Verzichtsleistungen, Umstellungsverluste, höhere Investitionen und gigantische Subventionen auf EU-Ebene. Sie stößt daher auf Widerstände. Klimawandel und Artensterben schreiten gnadenlos voran. Beide werden Maßnahmen erzwingen, die das gesamte landwirtschaftliche Arbeiten und viele andere Lebensbereiche betreffen. Es steht zu fragen, ob wir die Botschaften verstanden haben, die Natur und Klima immer häufiger an uns senden.
Fazit
Ackerböden sind ein wertvolles, unverzichtbares Gut. Ackerflächen dienen aber nicht nur der intensiven Bewirtschaftung. Sie dienen auch als Lebensräume für andere als Nutzpflanzen und für Tiere, die dort ihr Habitat haben. Jeder Mensch muss sich die Frage stellen, in welcher Lebenswelt er zukünftig leben möchte.
Nicht nur die Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft muss grundlegend überdacht werden. Auch unser Konsumverhalten, die Möglichkeiten technischer Entwicklung und unser Streben nach gesteigerten landwirtschaftlichen Erträgen zu Lasten der Biodiversität und der Lebensqualität bedürfen neuer Sichtweisen.