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Während die Kreativ- und Dienstleistungsbranche immer mehr an Sichtbarkeit gewinnt und der Einzelhandel besonders durch das Internet bereits im Wandel ist, gilt die Industrie noch immer als einer der wichtigsten Grundpfeiler für Deutschlands Wirtschaft. Viele der Branchen sind bis heute eng mit bestimmten Regionen verknüpft und einige der erfolgreichsten und weltweit bekanntesten Unternehmen sind der Industrie zuzuordnen.

Gerade die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass auch die Industrieunternehmen in Deutschland vor einem Wandel stehen. Sie müssen sich auf ähnliche Herausforderungen einstellen wie der Einzelhandel, denn sie haben Probleme für die Ausbildung einen Industriefachwirt oder Fachkräfte zu finden. Zudem müssen sie sich im internationalen Wettbewerb durchsetzen. Wie sieht die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen Industrie aus?

 

Historische Entwicklung der deutschen Industrie

Mit dem Beginn der Industrialisierung in Europa begann auch in Deutschland ein verstärkter Umstieg von der vorherrschenden Landwirtschaft auf industrielle Betriebe. Besonders der Kohlebergbau war schon zu Zeiten der Frühindustrialisierung ein wichtiger Wirtschaftszweig, wurde durch die neuen Technologien aber schnell zu dem Standbein überhaupt in Deutschland. Neben dem Bergbau waren es vor allem die Stahl- und Textilindustrie, die sich zu wichtigen wirtschaftlichen Faktoren entwickelten. Schnell setzte ein Umdenken und ein struktureller Wandel ein und binnen von wenigen Jahren waren mehr Menschen in Industrieunternehmen in Deutschland beschäftigt als in der Landwirtschaft.

Zusammen mit den beiden Weltkriegen erlebten die Industrien sowohl einen Aufschwung als auch einen schnellen Niedergang nach dem Ende der Kriege. Angefeuert durch die Kriegswirtschaft, entwickelten sich Stahlindustrie und Kohleindustrie zu den dominierenden Wirtschaftszweigen in Deutschland. Gleichzeitig entwickelte sich eine florierende Chemieindustrie, aus der später auch die Pharmazie hervorging, die heute als industrielle Branche in Deutschland eine bedeutende Rolle spielt.

Wichtiger Ausgangspunkt für die rasche Industrialisierung in Deutschland war dabei auch die enge Verknüpfung der Konzerne. Thyssen, Krupp, Siemens und Hoesch waren nur einige Namen, die gleich in mehreren Bereichen aktiv waren und den industriellen Wandel in Deutschland auf diese Weise vorantrieben. Einige dieser Namen sind bis heute erfolgreich – Siemens immer noch, während Thyssen-Krupp sich auf dem Weltmarkt behaupten muss.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Teilung Deutschlands veränderte sich auch die industrielle Wirtschaft in Deutschland. Während die Alliierten im Westen darauf bedacht waren, dass die deutsche Industrie schnell wieder wachsen kann, wurde diese im Osten beinahe komplett demontiert und musste sich während der Zeit der DDR komplett neu aufbauen. Folgen davon sieht man noch heute, auch wenn verschiedene bedeutende Industriezweige, beispielsweise in Form der Bergbauindustrie in der Lausitz, bis heute erhalten sind.

In den letzten 50 Jahren steht die Industrie aber vor unterschiedlichsten Herausforderungen. Die Kohleindustrie ist inzwischen beinahe gänzlich verschwunden, was für einen harten Strukturwandel in Regionen wie dem Saarland oder dem Ruhrgebiet gesorgt hat. Die Globalisierung hat den Wettbewerb verstärkt und einige alte und eingesessene Industrien in Bedrängnis gebracht. Gleichzeitig sorgen Umwelttechnik, Energietechnik und Branchen wie die Pharmazie dafür, dass Deutschland immer noch als globales Industrieland wahrgenommen wird. Trotzdem steht die deutsche Industrie vor unterschiedlichen Herausforderungen, die es in den nächsten Jahren zu lösen gilt.

Branchen und Sektoren der deutschen Industrie

Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte hat sich das Bild der Industrie auch in Deutschland vollkommen verändert. Wo zum Wechsel in das 20. Jahrhundert beispielsweise der Bergbau und die Textilindustrie in vielen Teilen Deutschlands noch zu den wichtigsten Branchen zählten, sind sie heute im Vergleich mit anderen Branchen beinahe unbedeutend. Das liegt nicht zuletzt an der Globalisierung und daran, dass mit den Preisen in anderen Teilen der Welt nicht mehr mitgehalten werden kann. Beim Bergbau kommen natürlich auch Faktoren wie die Umwelt dazu und somit es vermutlich vollkommen normal, dass manche Branchen im Laufe der Zeit ihre Bedeutung verlieren. Trotzdem bleibt Deutschland eines der wichtigsten Industrieländer der Welt und das liegt vor allem an vier Branchen.

Die Automobilindustrie hat eine globale Bekanntheit. Marken wie VW, Daimler, Porsche oder Audi sind eng mit Deutschland verbunden und stehen stellvertretend für „Made in Germany“. Tatsächlich hat zwar auch die Automobilindustrie mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen, gilt aber immer noch als eine der wichtigsten Branchen in Deutschlands Industrie. Weniger bekannt ist die Rolle der Industrieunternehmen in Deutschland, wenn es um den Maschinenbau geht. Hier ist es vor allem der deutsche Mittelstand, der in den verschiedensten Bereichen zu den Weltmarktführern gehört und sich mit unterschiedlichen Marken, Patenten und Produkten einen Namen gemacht hat.

Zu den großen vier Branchen gehören zudem die Chemie- und Elektroindustrie. BASF und Siemens sind hier zwei der Vertreter, die weltweite Bekanntheit genießen und BASF gilt bis heute als das größte Chemieunternehmen der Welt. Sie gehören gleichzeitig auch zu den wertvollsten Unternehmen Deutschlands, zu den wichtigsten Arbeitgebern und sind in diversen anderen Branchen, auch in der Dienstleistung, aktiv.

Der Strukturwandel der letzten Jahrzehnte hat dafür gesorgt, dass auch neue Branchen ein starkes Wachstum haben. Die Bedeutung der deutschen Pharmabranche hat man nicht zuletzt während der letzten Jahre gesehen. Aber auch in der Umwelttechnik und in der Informationsverarbeitung, beispielsweise mit solchen Unternehmen wie SAP, spielt Deutschlands Industrie noch immer eine globale Rolle.

Herausforderungen in der deutschen Industrie

So stark die deutsche Industrie auch sein mag – auch sie hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit verschiedenen Problemen zu kämpfen, die in allen Strukturbereichen der Wirtschaft zu finden sind. Da wäre beispielsweise die Digitalisierung. Während die Konzerne hier in vielen Bereichen die Vorreiterrolle übernehmen, scheint sich vor allem der Mittelstand mit dem Umstieg schwer zu tun und hat die Digitalisierung teilweise verschlafen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss nun aufgeholt werden – ansonsten droht man auf dem Weltmarkt abgehängt zu werden.

Genau dieser Weltmarkt ist eine andere Herausforderung für die heimische Industrie. China, Indien, die USA und andere Industrienationen haben in allen Branchen aufgeholt und machen den deutschen Weltmarktführern Konkurrenz oder haben sie teilweise bereits überholt. Der Preiskampf, besonders mit China, setzt die deutsche Industrie unter Druck und bisher ist es vor allem das Fachwissen, das den deutschen Unternehmen eine Nasenlänge Vorsprung gibt.

Leider wird aber eben diese Erfahrung, so wie in allen Branchen, vom demografischen Wandel bedroht. Erfahrene Fachkräfte gehen in den Ruhestand und der Fachkräftemangel sorgt in vielen Bereichen für Nachwuchsprobleme. Eine Problematik, die nicht nur die Industrie, sondern auch Branchen wie das Handwerk betrifft. Die Unternehmen müssen attraktivere Angebote für die Ausbildung der Industriekaufleute machen und gleichzeitig engagierte Fachkräfte aus dem Ausland anwerben. Nicht jedes Unternehmen hat dahingehend schon die richtigen Konzepte entwickelt.

Zuletzt wären da noch die Anforderungen an den Klimaschutz. Der Klimawandel ist inzwischen für jeden offensichtlich und neue Umweltvorschriften machen es der Industrie teilweise schwer, so zu arbeiten, wie sie es in den letzten Jahrzehnten getan haben. Dazu gibt es ein Umdenken beim Verbraucher – er erwartet umweltfreundliche Lösungen ohne Qualitätseinbußen. Auch hier sehen sich die Unternehmen also mit ähnlichen Herausforderungen wie andere Wirtschaftszweige in Deutschland konfrontiert.

Fazit

Die Industrie war schon immer ein wichtiges Standbein für die deutsche Wirtschaft und ist bis heute der Wirtschaftsmotor. Zwar mögen in den letzten Jahrzehnten einige große Namen verschwunden sein oder Branchen an Bedeutung verloren haben, alles in allem ist man aber gut aufgestellt und beginnt auch damit, sich in neuen Branchen einen Namen zu machen. Es kann aber nicht ignoriert werden, dass die deutsche Industrie mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hat. Ob nun demografischer Wandel, die zunehmende Konkurrenz auf den internationalen Märkten oder der eklatante Mangel an Fachkräften – es gibt gute Gründe, warum die Industrie mit ein wenig Sorge in die Zukunft blickt. Allerdings hat die Historie der Industrieunternehmen in Deutschland auch gezeigt, dass die Branchen sehr anpassungsfähig sind und eigentlich immer Lösungen gefunden haben. Das wird hoffentlich bei diesen Herausforderungen auch wieder so sein.