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In Deutschland gibt es vielfältige Wirtschaftsformen, zu denen private und öffentliche Unternehmen, Genossenschaften, GmbHs, Kommanditgesellschaften und Unternehmergesellschaften gehören. Hinsichtlich ihrer Größe werden sie nach kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie Großunternehmen bis Konzernen unterschieden, was vor allem mit der Beschäftigungszahl zusammenhängt. Das Wirtschaftssystem in Deutschland ist eine liberale und soziale Marktwirtschaft. In diesem Artikel sollen die verschiedenen Wirtschaftsformen in Deutschland umfassend erklärt werden.

Marktwirtschaft

In Deutschland herrscht die Wirtschaftsordnung der sozialen und freien, am Markt orientierten Wettbewerbswirtschaft, welche die Initiativen der Unternehmer fördert. Diese Art der Wirtschaft wird mit sozialer Sicherheit und sozialem Fortschritt verbunden. Das ist nur möglich, weil fairer Wettbewerb am Markt zu hohen wirtschaftlichen Leistungen führt. Dass eine Volkswirtschaft nach marktwirtschaftlichen Prinzipien auch einen sozialen Fokus haben kann und sollte, hat erstmals der Nationalökonom Alfred Müller-Armack (1901 – 1978) postuliert. Er formulierte das Grundprinzip, die Freiheit des Marktes mit einem sozialen Ausgleich zu verknüpfen.

Definition und Merkmale der Marktwirtschaft

In einem marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaftssystem entstehen Preise nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Das ist der größte Unterschied zum planwirtschaftlich organisierten System, bei dem eine zentrale Planungskommission die Preise festlegt. Historisch hat sich das marktwirtschaftliche System als überlegen erwiesen, wie beispielsweise der Zusammenbruch der planwirtschaftlich organisierten sozialistischen Volkswirtschaften in Osteuropa Ende der 1980er Jahre bewiesen hat. Die freie Preisbildung hat in marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften Gesetzeskraft. Preisabsprachen zwischen Konkurrenten sind untersagt und werden geahndet. Die Lenkung der Volkswirtschaft erfolgt grundsätzlich dezentral, doch es gibt natürlich eine Lenkung durch gesetzliche Rahmenbedingungen.

Die Koordination von Märkten erfolgt allerdings über Preismechanismen, die sich aus dem Bedarf an Gütern und dem gegenüberstehenden Angebot ergeben. Der Staat übernimmt die Aufgabe, den Wettbewerb zu regulieren, die Infrastruktur bereitzustellen, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten und auf die Einhaltung der Gesetze beispielsweise bezüglich des Umwelt- und Verbraucherschutzes zu achten. Es kann seine Aufgaben ordnungspolitisch durch die Festlegung von Rahmenbedingungen und prozesspolitisch durch direkte Eingriffe ausführen. Nicht alle von der Gesellschaft benötigten Güter und Dienstleistungen stellt ein reiner Markt in der gewünschten Qualität bereit. Daher betreibt der Staat auch öffentliche Unternehmen, die nicht in jedem Fall gewinnbringend arbeiten müssen. Das einleuchtendste Beispiel ist die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit, doch auch viele Infrastrukturbereiche gehören dazu.

Die Rolle des Marktes bei der Allokation von Ressourcen und Gütern

Marktwirtschaftliche Prinzipien spielen nicht nur beim Verkauf von Produkten und Leistungen, sondern auch bei der Verteilung der grundsätzlich knappen Ressourcen eine Rolle. Diese Verteilung ist die sogenannte Allokation, mithin die Zuweisung oder Bereitstellung von Rohstoffen und Vorprodukten. Hier besteht ein Kernproblem: Ressourcen sind immer begrenzt, die Bedürfnisse der Verbraucher hingegen nicht. Jede Wirtschaft strebt ein Wachstum an, weil die Bevölkerung meistens wächst und gleichzeitig ihre Ansprüche steigen. Mithilfe von Marktmechanismen lassen sich aber einzelne Allokationsprobleme lösen.

Es bestimmen also wie beim Verkauf der Endprodukte auch bei der Ressourcenverteilung das Angebot und die Nachfrage den Preis. Ein funktionierender Markt sorgt automatisch für eine effiziente Allokation. Die Ressourcen sind so teuer oder günstig, wie es sich aus der Nachfrage und dem Angebot ergibt. Es sind aber auch staatliche Eingriffe möglich, falls einige Märkte nicht wie gewünscht funktionieren. Das sollte prinzipiell die Ausnahme bleiben.

Beispiele für marktwirtschaftliche Prinzipien in Deutschland

Die marktwirtschaftlich organisierte deutsche Volkswirtschaft führt grundsätzlich zu offenen Märkten für die meisten Verbrauchsgüter, für den Wohnraum und die Energie. Doch marktwirtschaftliche Regulative gibt es auch in anderen Bereichen. Die wichtigsten Beispiele dafür sind:

  • Die Märkte sind prinzipiell offen. Unternehmen können und sollen frei miteinander handeln.
  • Die Berufswahl ist frei. Die Berufsausübung hängt allerdings vom Bedarf an Fachkräften in den einzelnen Wirtschaftssektoren ab, den der Markt vorgibt.
  • Die Preise bilden sich frei durch die Nachfrage und das Angebot.
  • Die meisten Produktionsmittel befinden sich in Privatbesitz. Ihr Wert entsteht wiederum am freien Markt.
  • Es herrscht am Markt orientierte Freiheit bei Konsum- und Investitionsentscheidungen. Unternehmen und Verbraucher entscheiden, wofür sie wie viel Geld bezahlen.

Gesetzlich unterstützt werden diese marktwirtschaftlichen Prinzipien durch die Vertrags- und Gewerbefreiheit, durch das legitime Gewinnstreben als Leistungsanreiz und durch die Tarifautonomie.

Soziale Marktwirtschaft

Entstehungsgeschichte und Entwicklung in Deutschland

Ihre soziale und marktwirtschaftliche Prägung erhielten die Wirtschaftsformen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Schon unmittelbar nach der Gründung der Bundesrepublik im Mai 1949 vereinbarten Gewerkschaften und Arbeitgeber ihre bis heute bestehende Sozialpartnerschaft. Diese war die Voraussetzung für das deutsche Wirtschaftswunder der 1950er bis 1960er Jahre. Der Zusammenhang lässt sich durchaus ökonomisch erklären: Wenn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einer Volkswirtschaft fair entlohnt werden und der Staat mit Sozialleistungen der Armut vorbeugt, kurbelt das den Konsum an, von dem wiederum die Unternehmen profitieren. Es gibt noch weitergehende Zusammenhänge, so die Chance auf eine hohe Bildung, die zu denjenigen Qualifikationen in Deutschland führte, die unser Land schließlich zum Exportweltmeister machten. Sozial wurde die deutsche Wirtschaft nicht nur, weil der Staat mit Arbeitslosengeld die Verelendung stoppte, sondern auch, weil Arbeitnehmervertretungen und Unternehmen miteinander ein wirklich konstruktives Verhältnis eingingen.

Seither handeln sie im Rahmen der gesetzlich verankerten Tarifautonomie Löhne und Gehälter inklusive der gewünschten Steigerungen aus. Das verläuft nicht immer konfliktfrei. Gewerkschaften zwingen die Arbeitgeber bisweilen mit Streiks zu neuen Verhandlungen. Doch auch das Streikrecht ist gesetzlich geregelt, was dafür sorgt, dass sich die Tarifpartner am Ende einigen. Unterstützung erhielt die junge Bundesrepublik übrigens von den westlichen Sieger- und Besatzungsmächten, die den Aufschwung tolerierten und sogar per Marshall-Plan förderten. In der DDR hingegen demontierte die Sowjetunion zahlreiche Betriebe zu Befriedigung ihrer Reparationsforderungen. Zusätzlich installierten die ostdeutschen Kommunisten eine sozialistische Planwirtschaft, die von Anfang an dem westdeutschen System unterlegen war. Auf diese Weise haben die beiden Wirtschaftsformen in Deutschland am eindrucksvollsten bewiesen, dass eine marktwirtschaflich organisierte Volkswirtschaft der Planwirtschaft überlegen ist.

Merkmale und Prinzipien einer sozialen Marktwirtschaft

Die marktwirtschaftliche und soziale Wirtschaftsordnung ist durch folgende Merkmale und Prinzipien gekennzeichnet:

  • Privateigentum an Produktionsmitteln
  • freie Preisbildung
  • freier Wettbewerb im Rahmen einer Wettbewerbsordnung
  • Konjunktur- und Wachstumspolitik des Staates
  • Anstreben einer hohen Beschäftigungsquote mit dem Idealziel der Vollbeschäftigung
  • unabhängige Notenbank, die für einen stabilen Geldwert sorgt
  • soziale Gerechtigkeit, Sicherheit und Fortschritt durch Sozialleistungen, Ausgleichszahlungen, Zuschüsse, eine progressive Einkommensteuer, Subventionen und eine gut organisierte Arbeitslosen-, Kranken-, Pflege-, Unfall- und Rentenversicherung

Das sozial-marktwirtschaftliche System entwickelt sich permanent weiter. Bei neuen Erkenntnissen und Wertvorstellungen ist es zu überprüfen und anzupassen.

Die Rolle des Staates und sozialer Institutionen im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft

Der Staat gibt in dieser Wirtschaftsordnung die Rahmenbedingungen vor. Wie sehr er involviert sein soll, wird politisch und gesellschaftlich permanent diskutiert. Da er letzten Endes nicht alle sozialen Aufgaben übernehmen kann, fungieren soziale Institutionen als Mitwirkende im Sozialsystem. Das sind Einrichtungen wie die Caritas, die Diakonie, Seniorenheime, Kultur- und Familienzentren sowie Integrationsagenturen, die in der Regel staatliche Mittel erhalten. Sie können über die Anwendung dieser Mittel im gesetzlichen Rahmen frei entscheiden, was den Staat hinsichtlich seiner Steuerungs- und Kontrollfunktion entlastet.

Duales Wirtschaftssystem

In Deutschland und praktisch allen marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften existiert ein sogenanntes duales Wirtschaftssystem aus privatem und öffentlichem Sektor. Diese beiden Wirtschaftssektoren ergänzen sich.

Definition und Konzept des dualen Wirtschaftssystems

Per Definition können privatwirtschaftliche Unternehmen frei agieren, doch der Staat betreibt darüber hinaus eigene Unternehmen. Diese dienen dem Gemeinwohl. Sie müssen nicht zwingend gewinnorientiert arbeiten, wenn ihre Dienstleistung für die Gesellschaft unabdingbar ist. Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung durch Behörden und die Polizei sowie die Bildung sind hierfür die wichtigsten Beispiele. Privatwirtschaftliche Unternehmen müssen hingegen Gewinne erzielen, sonst gehen sie in den Konkurs. Es gibt allerdings Wirtschaftssektoren, die in öffentlicher oder privatwirtschaftlicher Hand gleichermaßen gut funktionieren können. Ein prominentes Beispiel ist der Straßenbau. In Deutschland betreibt ihn fast ausschließlich die öffentliche Hand, während viele andere Staaten auf private Betreiber setzen, die sich über eine Maut finanzieren.

Zusammenwirken von öffentlichem und privatem Sektor in Deutschland

In Deutschland gibt es öffentlich-private Partnerschaften. Der soeben erwähnte Straßenbau ist hierfür ein gutes Beispiel. Es gibt noch weitere solcher Beispiele gerade aus dem Infrastrukturbereich. Manche Straßen werden inzwischen von privaten Betreibern gebaut und durch die Lkw-Maut, öffentliche Mittel oder sogar Gebühren etwa von Anwohnern finanziert. Das Zusammenwirken von öffentlichem und privatem Sektor in Deutschland setzt in der Regel Innovationskräfte frei und kann sehr effizient sein.

Vor- und Nachteile der dualen Wirtschaft

Der Vorteil besteht darin, dass der Staat Aufgaben übernimmt, die nicht von vornherein gewinnbringend ausgeführt werden können. Er behält über kritische Bereiche die Kontrolle. Ein Nachteil ergibt sich aus der schwierigen Entscheidung, welche Aufgaben durch die private oder öffentliche Hand am optimalsten gelöst werden können.

Mittelstand

Über 99 % aller deutschen Unternehmen gehören zum Mittelstand. Sie erwirtschaften ~31 % des BIP. Das bedeutet: Hinsichtlich der Beschäftigungsquote und Struktur dominiert der Mittelstand die deutsche Wirtschaft absolut. Die größte Wirtschaftsleistung kommt allerdings von Konzernen und Staatsunternehmen.

Zum Mittelstand zählen kleine Unternehmen mit bis zu 49 Angestellten und einem Jahresumsatz von maximal 10 Millionen Euro sowie mittlere Unternehmen mit 50 bis 249 Angestellten und einem Jahresumsatz von maximal 50 Millionen Euro, alternativ einer Jahresbilanzsumme bis 43 Millionen Euro. Sehr viele dieser Unternehmen sind Familienbetriebe.

Mittelständische Unternehmen agieren sehr flexibel. Einige von ihnen sind Weltmarktführer in einer bestimmten Nische. Diese Chance besteht nach wie vor. Die größten Herausforderungen sind die Integration neuer Technologien wie etwa KI und der Umgang mit der deutschen Bürokratie, welche im internationalen Vergleich als übermächtig und kontraproduktiv gilt. Eine jüngere Herausforderung ist der Fachkräftemangel.

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Genossenschaften

In einer Genossenschaft haben sich natürliche oder juristische Personen zu einem wirtschaftlichen Zweck zusammengeschlossen. Die Genossenschaft bedarf einer Satzung und unterliegt der Rechtsform der e.G. (eingetragene Genossenschaft). Das Grundprinzip ist die Möglichkeit der Haftungsbeschränkung für die einzelnen Mitglieder in Relation zu ihrem Genossenschaftsanteil.

Für die deutsche Wirtschaft sind Genossenschaften höchst bedeutsam. Im Bankwesen sind die Raiffeisenbanken genossenschaftlich organisiert, es gibt viele Wohnungsbaugenossenschaften, auch in den Bereichen der Landwirtschaft und der erneuerbaren Energien spielen Genossenschaften eine enorm wichtige Rolle.

Erfolgsfaktoren und Beispiele für erfolgreiche Genossenschaften

Erfolgreich sind Genossenschaften durch ihre Satzung, die die Ziele und Verantwortlichkeiten eindeutig bestimmt. Beispiele für erfolgreiche Genossenschaften sind:

  • Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda Bank
  • Edeka und Rewe (Großhandel)
  • Euronics (Einkaufsgenossenschaft für Elektronik)
  • Südzucker
  • Prokon (Windenergie)

Öffentliche Unternehmen

Öffentliche Unternehmen betreibt der Staat. Das können der Bund, die Länder und Kommmunen oder Gemeinden sein. Sie nehmen Aufgaben vorwiegend in den Bereichen Sicherheit, Infrastruktur und Bildung wahr.

Beispiele von öffentlichen Unternehmen in Deutschland

  • Deutsche Bahn
  • Autobahn GmbH des Bundes
  • Bundesdruckerei
  • Deutsche Flugsicherung
  • Kreditanstalt für Wiederaufbau
  • Heeresinstandsetzungslogistik

Öffentliche Unternehmen sollen, müssen aber nicht in jedem Fall gewinnbringend arbeiten. Der Staat unterstützt sie nötigenfalls. Das kann zu Ineffizienz führen, wie das Beispiel der Deutschen Bahn eindrucksvoll zeigt.

Zukunftstrends und Herausforderungen

Eine jüngere neue Wirtschaftsform ist die Unternehmergesellschaft mit beschränkter Haftung. Es gibt darüber hinaus die Idee einer „Gesellschaft für Verantwortungseigentum“, bei der Nachfolger der Gründer von der Gründungsidee nicht abweichen dürfen.

Es gibt relativ viele Wirtschaftsformen in Deutschland im internationalen Vergleich. Die Herausforderung besteht in der juristischen Anpassung an die Wirtschaftsformen in anderen Ländern, wenn Firmen aus Deutschland heraus expandieren wollen. Sie müssen dann ein Modell wählen, das international geläufig und kompatibel ist.

Perspektiven für die Weiterentwicklung der deutschen Wirtschaftsordnung

Die deutsche Wirtschaftsordnung dürfte in ihrer Form bestehen bleiben. Die Wirtschaftsformen in Deutschland könnten noch etwas diverser werden, doch das ist nicht zwingend. Deutschland ist bezüglich der Vielfalt schon sehr divers aufgestellt.

Fazit

Die Wirtschaftsformen in Deutschland und das liberale, marktwirtschaftliche und soziale System haben sich historisch bewährt. Es gibt keinen Grund für eine Kursänderung. Allerdings müssen sich ökonomische Systeme ständig weiterentwickeln.